Montag, 8. November 2010

Die Intigrationsidee

Der liebe Herr Sarrazin hat in den letzten Wochen und Monaten mit reichlich radikalen und prseudointelligenten Äußerung auf ein Neues die Intigrationsdebatte auf den Plan gerufen. So will auch ich mich mit meinem ersten, richtigen Blogeintrag hierzu äußern!

Ich lebe in einer Stadt, in der das Schützenwesen eine hohe Tradition hat und mit viel Freude gepflegt wird. Bei einem der letzten Schützenfeste in einem Stadtteil meiner Heimat durfte man Zeuge einer traumhaften Szene werden, die wohl fast aus der Feder Rosa von Praunheims stammen könnte. Zwar ging es diesmal nicht um die übliche Homosexualitäts-Thematik der praunheimschen Provokationsdramatik, aber war die ureigene Ironie der Vorkommnisse schon sehr nahe an der Handschrift des postmodernen Regisseurs.
Keiner wird wohl je bezweifeln, dass die Klientel, die ein solches Schützenfest zum Feiern nutzt, in ihrer Grundtendenz gen politisch rechts tendiert. So im Besonderen im christdemokratischen Urland, das ich meine Heimat nennen darf.
Ich sehe jene Schützengessellen, von denen ich selbst zugegebener Maßen einer bin und deshalb dieses Urteil zu fällen wage, lauthals am Stammtisch über so manche Integrationsfrage debattieren: „Die müssen sich an unsere Sitten und Gebräuche anpassen!“ „Wer nicht den deutschen Pass will, der kann gleich draußen bleiben.“ „Ausländer müssen Deutsch lernen!“
Also so ganz im Zeichen der Zeilen des Herrn S.
Zwar will ich im Einzelnen nicht auf die zu diskutierenden Punkte eingehen, eines sei jedoch gesagt, diese Thesen (oder sind es gar Argumente?) sollten bei DIESEM Schützenfest unbemerkt sich selbst und ihre Verfechter in Frage stellen.
Es muss hier das hoch umjubelte Schützenkönigspaar erwähnt werden. Pardon Seine Majestät, es geht mir dabei nur um Ihre Frau!!
Die Gute heißt Jane (es tut mir Leid, der Name ist echt, nicht ein bisschen erfunden, geschönt oder klischeetreu verfremdet, sie heißt wirklich JANE) und sie ist eine bildhübsche junge Dame aus Brasilien. Glücklicherweise hat Seine Majestät aus dem fernen Brasilien nicht nur Jane einwandern lassen, nein auch deren zuckersüße, heute 13 Jahre alte Tochter aus erster Ehe.
Nun liebe Jane, ich will Ihnen mit diesen Zeilen nicht im geringsten zu Nahe treten, dessen seien sie sich versichert, dafür hat sich die große Freude, die sie an Ihrer Aufgabe hatten, zu gut auf alle Besucher des Festes übertragen.
Sie haben den Stammtischgröhlern natürlich auch gleich das erste Argument versaut: Die Sitten und Gebräuche werden von Ihnen nicht nur zur Anpassung genutzt, nein Sie machen den Topf gleich ganz voll und erlangen den Majestätentitel, von dem so mancher Kulturdeutsche sicher schon seit mehreren Millionen Jahren träumt. Ihren Pass, auf dem brav „deutsche Staatsbürgerin“ steht, haben sie qua Eheschluss, erhalten…Willkommen in der Bundesrepublik Deutschland und Hallo liebe Mitbürgerin.
Ich finde es auch zu schön, dass zum ersten Mal in der Geschichte des Bürger- und Schützenfests in diesem Stadtteil, eine Königin Dankesworte an die Schützen richtet! STOPP!
Ich laufe Gefahr an dieser Stelle ein entscheidendes Detail zu vergessen. Die Dankesrede Ihrer Majestät Jane wurde nicht von Ihr selbst gehalten…NEIHEN!...Die süße Tochter (Name ist mir leider entfallen) richtet im schüchternen und insofern besonders putzigen Tonfall Ihre Worte an die Festmannschaft. GENIALER Schachzug!
Denkste!
Grund dafür, dass die Kleine die Worte ihrer Mutter ins Mikro stammelt, ist nicht, dass das besonders schnucki-putzi ist, ne…Grund ist, dass Jane kaum ein Wort Deutsch spricht.
BAM!
Das hat gesessen, was?
ABER JANE!!!!
Nun müsste man meinen, ein Sturm der Entrüstung ginge durch das Festzelt.
Wieder getäuscht!
Im Gegenteil. Die schöne Jane und ihre süße Tochter rühren die gestandenen Männer und ihre braven Frauen zu der ein oder anderen Träne und zum tosenden, noch nie dagewesenen Applaus. - Wie jetzt?
Was wäre denn wohl, wenn Jane, nicht Jane, sondern Fatma heißen würde und was wäre, wenn Fatma nicht im Festzelt, sondern beim Bäcker um die Ecke oder im Bürgerbüro der Stadt stehen würde. Was wenn Fatma auch hier ihre Tochter vorschicken müsste, um etwas zu vermitteln. Ja und was, wenn Fatma zu allem Überfluss auch noch ein Kopftuch tragen würde? Sorry Fatma, Du bist nicht integrationsfähig!
Ich schlage somit folgendes vor und drücke mir selbst ganz arg doll die Daumen, dass irgendein Immigrationsbeauftragter dies lesen möge:
Alle Menschen, die in dieses Land immigrieren, erhalten bei der Einreise einen Barbetrag, der es ihnen ermöglicht einmal Schützenkönig oder Schützenkönigin in ihrem Wohnort zu werden.
Damit die Vielzahl von Bürgerinnen und Bürgern, die von diesem Service gebrauch machen müssten, in möglichst kurzer Zeit in die Gesellschaft integriert werden, schlage ich ferner vor, dass alle Ortschaften in Deutschland nur noch aus maximal 1000 Einwohnern bestehen. Ortschaften die diese Zahl überschreiten, werden geteilt, halbiert oder gedrittelt, was auch immer nötig ist. Sie alle feiern 1, besser 2 Mal im Jahr Schützenfest. Im Zweifelsfall wird auch ein Karnevalsverein mit Prinz und Prinzessin akzeptiert (übrigens: Jane war mit ihrem Mann 2 Jahr zuvor bereits Prinzenpaar der Stadt!). Sollten die Familien keine süße schnucki-putzi Tochter zur Verfügung haben, wird ihnen von Staatswegen Eine im passenden Alter für die Zeit des Festes zur Verfügung gestellt!
Ich denke so werden wir in naher Zukunft eine harmonische und komplett integrierte Gesellschaft haben.
Nachdem wir die Bürgerinnen und Bürger, die immigriert sind, einmal alle zum Schützenkönigspaar erkoren haben, sollte darüber nachgedacht werden, ob andere so genannten Randgruppen mit dem Förderbetrag ausgestattet werden: Menschen mit Behinderungen, Schwule, Lesben, Drogenabhängige, Ex-Sträflinge etc. Vielleicht fällt Herrn Sarrazin ja noch eine Gruppe ein, die würdig ist den Förderbetrag zu erhalten!
Gute Nacht ich zieh mich dann mal zurück in die Antiwelt!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen